Einmal Inntal, bitte

Unterland Edition...

Falls einem diese Worte nichts sagen, bitte einfach Google befragen. Es gibt buchstäblich einen Wikipedia Eintrag dafür.

Hintergrund des aktuellen Kurztripps ist ein Familien-Besuch. Analog zu Seefeld überkam mich dieses Mal die Idee einen Besuch in Innsbruck-Land mit einer anderen Region Tirols zu verbinden, durch die ich bisher nur durchgefahren bin ohne etwas zu erkunden.

Daher befindet sich die "Base of Operations" dieses Mal in Kufstein (Kufstein Lied Referenz bitte hier einfügen).

Der Text-Dichter des Kufsteinliedes, Karl Ganzer, verewigt als Statute am Inn-Ufer

Die Perle Tirol, das Städtchen Kufstein kenne ich bisher nur aus Dokumentationen und vom Vorbeifahren auf der Autobahn oder der Inntal-Trasse der ÖBB.

Zugegeben, dieses Foto entstand Samstag Abend, nicht am Freitag bei meiner Ankunft

Ich muss gestehen, holy *von der Redaktion entfernt*, die Festung ist imposant und dominiert den ersten Eindruck sobald man den Bahnhof verlässt.

Nach ein paar Schritten findet man sich auf einer Brücke über den grünen Inn (ich schwöre, das wars jetzt mit Text-Zitaten. Den Rest des Text hab ich nicht im Kopf). Von hier aus sieht man nur die erste Reihe Gebäude der Altstadt und darüber erhaben, die Festung Kufstein.

Damit ab ins Hotel, Zimmer beziehen, zu Abend essen und schlafen gehen. So weit so unspektakulär der Freitag.

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel Andreas Hofer ging es dann nach einem kurzen Spaziergang durch die Innenstadt von Kufstein zum Eingang zur Festung.

Um mich kurz zu fassen, die ersten Bauten auf dem Festungs-Hügel gehen zurück ins 13. Jahrhundert. Unter bayrischer Herrschaft wurden dann die ersten Teile der Festung errichtet, die heute noch stehen.

Im 14. Jahrhundert wurde die Festung dann Margarethe von Tirol (weniger schmeichelhaft aber breiter bekannt als Margarethe Maultasch) als Mitgift für ihre Ehe geschenkt.
Da kurze Zeit (in historischer Sicht sind 20 Jahre kurz, oder?) Tirol an die Habsburger übergeben wurde fand sich Kufstein samt Festung bis 1504 wieder unter bayrischer Kontrolle.

Ich hab vorher versprochen mich kurz zu halten... Also

1504 -> Maximilian I erobert die Festung für Österreich
1703 -> Bayern fällt im Zuge des spanischen Erbfolgekriegs in Kufstein ein
1704 -> Bauernaufstand, die Bayern werden nach Hause geschickt
1805 -> Im Zuge von Friedensverhandlungen wird Tirol als ganzes an Bayern übergeben
1814 -> Napolen ist weg, Österreich schnappt sich Tirol und Kufstein (samt Festung)

Neben ihrer günstigen Lage als Befestigungsanlage wurde die Festung zwischen 1800 und 1870 als Staatsgefängnis für gefährliche (sprich politische Gefangene) und wirklich gefährliche (Mord und alles andere was einem dieser Tage Sicherungsverwahrung bringen würde) Häftlinge.

Um wieder auf ein etwas leichteres Thema zurück zu kommen, auf der Festung findet sich auch der Weihnachtszauber, ein groß angelegter Adventmarkt mit Handwerksausstellung.

Als ob das alles noch nicht genug wäre um Kufstein zu besuchen hat die Festung noch einen letzten Trick auf Lager.

Mit der Helden-Orgel hat die Festung Kufstein dir größte Freiluft-Orgel der Welt. Freiluft hießt in diesem Zusammenhang allerdings nicht, dass das Instrument als ganzes unter freiem Himmel steht.
Die Orgelregister sind in einem der Türme der Festung untergebracht und der Spiel-Tisch befindet sich neben dem Eingangsbereich zur Festung.
Anders als Kirchenorgeln oder Konzertorgeln spielt die Heldenorgel ihre Töne ins Freie. Die Musik ist in Kufstein selbst und, bei günstigem Wind, bis zu zehn Kilometer ins benachbarte Bayern zu vernehmen.
Kurze Konzerte finden täglich um 12:00 Uhr und in den Sommermonaten um 18:00 Uhr statt.

Wie es der Zufall so wollte erreichte ich nach meinem Besuch um 11:50 den Eingangsberich der Festung und nahm auf einer der bereit gestellten Holzbänke Platz um der heutigen Vorführung zu lauschen.

Der Name Helden-Orgel bezieht sich ursprünglich (von Planern und Erbauern so gewählt) auf die Soldaten die im ersten Weltkrieg starben und war bereits 1931 umstritten.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Heldenbegriff vereinnahmt.

Mit etwas Verspätung wurde 1981 die Heldenverehrung durch eine neue Widmung (allen Opfern von Gewalt) der Orgel ersetzt. 2023 erfolgte dann eine umfassende Aufarbeitung die alle deutsch-national interpretierbaren Musikstücke aus dem Repertoire entfernte und zu einer neuen, umfassenden Widmung der Orgel führte. Die Widmung ist hier zu finden und durchaus berührend zu lesen. http://www.stadt.kufstein.at/Neuwidmung_der_Kufsteiner_Heldenorgel

Nach dem kurzen Freiluft-Orgelkonzert (gespielt wurden "Freude schöner Götterfunke", "Forever Young", "Morgenstimmung" auf Wunsch eines unterstützenden Mitgliedes, und ein Segens-Lied, dessen Name mir entfallen ist) ging es kurz zurück ins Hotel und dann ab zum geplanten famliliären Treffen.

Für den Rückweg folgte ich dem Vorschlag meiner Eltern dem Rattenberger Advent einen Besuch abzustatten.

Bedaure, mehr Fotos gab meine Introvertiertheit und Abneigung gegen große Menschenmengen nicht her...

Rattenberg (per ÖBB zu erreichen über den Bahnhof Rattenberg-Kramsach) ist ein idyllischer Ort mit einer entzückenden Altstadt in der der lokale Adventmarkt stattfindet.
Zu meinem Leidwesen hatten allerdings mehrere tausend Menschen die gleiche Idee.
Um es zusammenzufassen: Rattenberger Advendt absolut sehenswert. Zweiter Adventsamstag kurz nach Sonnenuntergang, nicht die beste Zeit für einen beschaulichen Adventmarkt.

Nach kurzer Flucht vor den Menschenmassen ging es zurück zum Bahnhof, zurück nach Kufstein, ab zum Abendessen und zu diesen Zeilen.

Im Rückblick ein sehr ereignisreicher und informativer Tag.