Hier würde ein kreativer Titel stehen, wenn mir einer einfiele
Vielleicht legt sich das Problem mit dem fehlenden kreativen Funken noch. Um aber zum Punkt zu kommen heute war ein Tag mit vielen Höhen und Tiefen, wörtlich und im übertragenen Sinn.
Der erste Knick in der Moral ereignete sich gleich beim Frühstück, verursacht durch eine völlige Abwesenheit von Landschaft vor den Fenstern (etwas sperrig für Bodennebel). Nach dem Frühstück bot sich dann aber schon ein erfreulicherer Anblick (und ja, ich weiß dass ich es in letzter Zeit mit Video-Spielereien am Handy gut meine).
Der heutige Ausflug von Scharnitz in die Gleirschklamm führt zunächst entlang der Isar zum Einstieg in die bereits genannte Gleirschklamm. Hier fließt der Gleirschbach, ein relativ wilder Zubringer zur Isar, in einer sehr naturbelassenen Klamm. Naturbelassen heißt in diesem Zusammenhang ein Wanderpfad, viel Felsen und gelegentlich, wenn nicht zu vermeiden ein paar kurze Holzstege.
Diese Naturbelassenheit und die Tatsache, dass man beim Einstieg schon 1,5 Stunden Wandern in den Beinen hat führt gerechtfertigt zu Beschreibungen wie Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlch sowie nur für geübte Wanderer empfohlen.
Dafür wird man mit atemberaubenden Einblicken belohnt.
Der Gleirschbach ist ein wunderschöner, kleiner aber temperamentvoller Wildbach und die Route in die Klamm hinein führt nur selten weiter als 50 Meter vom Bach weg, die dafür dann aber vertikal.
Die meiste Zeit ist man auf Pfaden zwischen Fels und Wasser oder Fels, einem kurzen Absturz und dann Wasser unterwegs. An den besonders engen Passagen sind Stahlseile verankert. Wirklich darauf angewiesen ist man aber nur an einer Stelle wo gerade genug Pfad ausgewaschen wurde, dass man die entstandene Lücke nicht mit einem großen Schritt überwinden kann. Dass an dieser Stelle sich die Felswand entschieden hat etwa auf Kopfhöhe einen Überhang zu formen hat das Vorankommen auch nicht gerade erleichter.
Trotz der beschriebenen Herausforderungen ist diese Wanderung ein traumhaftes Erlebnis. Leichte Dämpfer in der Stimmung gab es nur aufgrund mangelnder Kondition und teilweise mangelnder Vorbereitung.
Aufgrund verbesserungsfähiger Kondition dauerte meine Wanderung doch ein gutes Stück länger als ursprünglich erwartet. Die Pausen abgezogen knapp fünf Stunden anstelle der im Internet recherchierten 3,5.
Die verbesserungsfähige Vorbereitung des Ausflugs tat dann ihr übriges mit zu knapp dimiensionierter Verfplegung. Das soll jetzt nicht heißen, dass akute Gefahr bestand, nur dass mit etwas mehr Reserven und etwas kritischerem Hinterfragen der Route (3,5h für 12,5km durch steiles Gelände) die gesamte Wanderung etwas angenehmer hätte laufen können.
Insgesamt war meine zurückgelegte Strecke mit 15km etwas länger als sie streng genommen hätte sein müssen. Diese Diskrepanz ergab sich aus einer nicht genommen "Abkürzung" und einem fälschlich gefolgten Wegweiser.
Letzteres ergab sich daraus, dass die Route an einer Kreuzung vorbei kam wo eine alternative Route zurück nach Scharnitz angeschrieben war, die aber einen noch größeren Umweg bedeutet hätte. Auf die Tatsache, dass ich die andere Richtung hätte einschlagen müssen, wo nur weiter entfernte Wanderziele angeschrieben waren machte mich schlussendlich nach ein paar 100 Metern meine Wanderkarten App aufmerksam.
Was die "Abkürzung" angeht, die wäre zwar kürzer gewesen aber hätte durch einen sehr steil Schotter-Pfad geführt über den sich gerade eine Gruppe E-Bike fahrer in Gegenrichtung heraufkämpfte (unfreiwilliges Absteigen aufgrund durchdrehender Räder inklusive).
Nach einem kurzen Abstecher zur Jausenstation folgte dann das Schlussstück Richtung Scharnitz auf der anderen Seite der Isar und nach einem kurzen "warum tu ich mir das an" Moment am Parkplatz unmittelbar gefolgt von einem "geil wars aber schon" Moment ging es dann auch wieder zurück ins Hotel.
Ob es morgen einen Ausflug gibt verraten mir morgen früh meine Gelenke und Muskeln.