High Five! Aber griechisch

Wie Titel und Titelbild vielleicht schon andeuten gibt es heute die angekündigten Bilder und Videos rund um die Wachablöse am Grab des unbekannten Soldaten vor dem griechischen Parlament. Dazu aber später mehr. Heute läuft das ganze chronologisch ab.

Die erste Anlaufstelle des Tages war in aller Frühe (also etwa 10:00) das Panathenische Stadion. Ausnahmweise einmal keine antike Stätte, die über 2000 Jahre alt ist. Wobei, irgendwie schon... Man kann hier echt nirgends hintreten, ohne auf antikem Boden zu stehen.

Wenn ich schreibe "nicht mehr als 2000 Jahre Alt, aber irgendwie schon", meine ich damit, dass die aktuelle Ausbaustufe dieses Leichtathletik-Stations aus dem Jahr 1896 stammt und für die Eröffnungsfeier der ersten modernen Olympischen Spiele und eine Hand voll Wettbewerben selbiger verwendet wurde.

Die allererste Sportstätte an diesem Ort wurde im sechsten Jahrhundert vor Christus errichtet. Das erste Stadion, das mit dem heutigen bereits große Ähnlichkeit aufgewiesen haben dürfte, wurde 144 nach Christus fertiggestellt.

Die moderne Ausbaustufe verfügt über 48 Sitzreihen, die nur durch die Zugangstreppen unterbrochen sind. Für heutige Veranstaltungen ist das Stadion auf 45.000 Besucher zugelassen. Den absoluten Besucherrekord stellte aber 1968 ein Fußballspiel zwischen Athen und Prag auf, mit 80.000 Zuschauern.

Wenn man für den Weg einmal im Stadion herum den obersten der drei Gehwege wählt legt man pro Richtung 600 Meter zurück (ein paar Meter extra kommen noch dazu, weil man den weißen Fluchtstiegen ausweichen muss, die über die obere Begränzungsmauer führen.

Für Sicherheitsverantwortliche muss dieses Stadion ein Albtraum sein. Außer dem Geländer zwischen erstem und zweitem Rang und einem kurzen Stück oberhalb des Eingangstores gibt es sonst im gesamten Stadion keine wie auch immer gearteten Absperrungen der Sturzsicherungen.

Zur Verdeutlichung, die rot markierten Kanten haben eine Höhe von etwa 1,80m. Wenn also jemand in der ersten Reihe des ersten oder zweiten Rangs von hinten kräftig angestoßen wird besteht eine realistische Gefahr, dass besagter Jemand aus 1,80m einen unfreiwilligen Bauchfleck auf Marmor macht.

P.S. Die Ansammlung an rot-weiß gekleideten Menschen ist eine Gruppe jugendlicher Turner aus der Schweiz, die für die feierliche Entzündung und Übergabe der olympischen Flamme für die Jugendspiele 2020 in Lausanne angereist ist und am ersten Bild gerade die Generalprobe für die Zeremonie absolviert, die später stattfindet. Netter Nebeneffekt, das Stadion ist den ganzen Tag gratis zugänglich.

Weiter ging es dann richtung Syntagma Platz und Parlament, wobei ich unterwegs noch einen Zwischenstopp bei archäologischen Stätte einlegte, die ich eigentlich schon Tags zuvor als abgehakt betrachtet hatte, den Zeus-Tempel.

Wegen des günstigen Eintrittpreises entschied ich mich doch kurzfristig, mir die Ruine aus der Nähe anzusehen. Die gestrigen Fotos sind durch den Zaun aufgenommen und etwa 20-30 Meter weit weg. Als zahlender Besucher kommt man auf etwa fünf Meter an die Überreste des Tempels heran und diese 15-25 Meter machen dann doch einen ordentlichen Unterschied

Last but not least fand ich meinen Weg dann doch noch zum Parlament, rechtzeitig und eine guten Platz für die Wachablöse zu ergattern. Und vorweg, ja, es gibt ein Video von der Zeremonie. Allerdings hat die Wachablöse knapp sieben Minuten gedauert, was insgesamt zu einem 1,4GB Video geführt hat. Bei meiner verfügbaren Bandbreite im Hotel bin ich wohl eher schon ein bis zwei Inseln weiter, bevor das Video fertig zu youtube geladen wurde.

Bis ich eine Lösung für das Video gefunden habe gibt es hier mal ein paar Fotos.

Bei der Vorbereitung auf die Wachablöse ist mir aufgefallen, wie ernst die beiden Wachsoldaten das ganze Prozedere und Zeremoniell nehmen. Zusätzlich zu den beiden Wachen gibt es noch einen dritten Soldaten im einfachen Kampfanzug, der beiden Wachen etwa fünf Minuten vor der Wachablöse die Uniform gerichtet hat, ihnen das Gesicht abgewischt hat und ihnen zu Trinken gegeben hat (und damit meine ich nicht Ihnen ein Glas gegeben hat aus dem sie Trinken konnten, sonder wirklich ihnen das Glas an den Mund gesetzt, währen die Wachen Gewehr bei Fuß standen).


Beim durchschauen der Fotos von gestern ist mir aufgefallen, dass ich einen unscheinbaren aber wirklich bedeutsamen Ort übersehen habe.

Bei diesem unscheinbaren Ort handelt es sich um die Pnyx. Das ist, kurz aufgezählt, eine Rednerbühne (die Stufen in der linken Bildhälfte) und eine eingeebnete Fläche (die Freie Fläche rechts der Stufen).

Gefunden wurde diese Stätte durch Zufall bei Grabungen ende des 19. Jahrhunderts und es dauerte bis 1910 bis ihre volle Bedeutung erkannt wurde und umfangreiche archäologische Untersuchungen begannen.

Was diesen Ort aber einmalig macht ist, dass hier vor über 2500 Jahren die ersten demokratischen Abstimmungen abgehalten wurden und somit der Grundstein für die heutige Demokratie gelegt wurde.

Das schlägt wiederum den Bogen zu den großen Informationstafeln, die an den Eingängen zur Akropolis und anderen bedeutenden Stätten angebracht sind und die Besucher mit dem gleichen Satz willkommen heißen, "Europa beginnt hier".


Nachtrag zum Nachtrag, ich habe endlich die Zeit und die Internetleitung gefunden um das Video der Wachablöse hochzuladen.