Tag 11 - Ja wenns da auch so viel zu sehen gibt...

Heute kann man glaub ich als aktiven Tag zusammenfassen. Zumindest meldet meine Fitbit 30.100 Schritte und 100+ Stockwerke (oder äquivalenten Höhenunterschied).

Wie schon angekündigt habe war ich heute auf dem Icefield Parkway (oder technisch Alberta Highway 93) von Jasper nach Banff unterwegs (geht es nur mir so oder könnte Banff auch genau so gut ein Laut sein, den man von sich gibt, wenn man einen Schlag in die Magengrube abfängt?).

Vorweg ein paar Worte zu meinem Zwischenstopp. Banff ist mit 8.000 Einwohnern knapp größer als Jasper, liegt imt 1.400 Metern etwas höher, verzeichnet aber mit 4.000.000 deutlich mehr jährliche Besucher.

Das macht sich ein Stück weit im Feeling bemerkbar, das man bekommt, wenn man durch beide Orte schlendert. Während in Jasper die erste Parallelstraße zur Hauptstraße bereits von den Wohnhäußer der Einheimischen flankiert wird ist das Ortszentrum von Banff vollständig in der Hand von Geschäften, Restaurants und Hotels. Die Einwohner sind weiter Ortsrand beheimatet.

Was beide gemeinsam haben ist der Ansatz, die Hauptstraße zwar vierspurig auszubauen und mit einem Fahrbahnteiler zu trennen, aber auf der gesamten Länge nur 30 km/h zu erlauben und gefühlt alle 50 Meter einen Zebrastreifen zu platzieren.

Nun zu den Ereignissen des Tages. Der Icefield Parkway ist eine der Traum-Routen in Kanada. Das hat mehrere Gründe. So ist die Landschaft selbst durch die der Highway führt wunderschön. Es finden sich alle paar Kilometer Naturschauspiele wie z.B. Wasserfälle, Gletscher und atemberaubende Ausblicke und Panoramen (das hab ich glaub ich so ähnlich auch gestern verfasst...).

So war der erste Stopp des Tages nur etwa acht Kilometer außerhalb von Jasper, im Tal der fünf Seen. Falls jetzt wer geraten hat, dass man dort fünf Seen findet ist das leider ein Irrtum. Es sind ein paar mehr als fünf aber nur diese fünf wurden als wichtig genug empfunden um sie durchzunummerieren.

Geschuldet der Routenführung ist die Reihenfolge der Seen in den Bildern von fünf zu eins. In diese Richtung war der schwierige Teil der Strecke gleich zu Beginn und damit gleich erledigt.

Was ich leider etwas untschätzt habe war die Dauer der Wanderung. Angegeben ist die Runde mit 1-2 Stunden und bisher bin ich bei solchen Angaben eher am unteren Limit gelegen. Diesesmal waren es aber doch eine Stunde 50 Minuten bis ich wieder zurück bein Auto war.

Bei der Rückkehr zum Auto gab es gleich noch eine unerwartete Überraschung. Am Parkplatz hatte sich nämlich ein Großaufgebot der Parkaufsicht versammelt. Was ich im vorbeigehen mitbekam war, dass zwischen Jasper und den fünf Seen entlang eines der Wanderwege ein ausgewachsener Schwarzbär (stehenderweise etwa 1,8 Meter hoch und zwischen 150 und 400 kg schwer) gesichtet wurde, den es zu finden und zu vertreiben galt. Eine tierische Begegnung bei der ich froh bin, dass sie sich nicht ereignet hat.

Nach einem kurzen Stopp beim Aussichtspunkt für den Athabasca Pass ging es dann gleich weiter zu den ähnlich benannten Athabasca Falls, einer Reihe beeindruckender Wasserfälle des Athabasca River (ja streng genommen heißt der Seitenarm La Biche River aber so lange niemand die Geographie Polizei ruft passt alles).

Da der Name Athabsca jetzt ein paar Mal herumgeflogen ist, benannt sind diese Orte alle nach Mount Atabasca und seinem Gletscher. Letzter nährt zum einen den Fluss des selben Namens und leistet eine großen Beitrag zum Columbia Icefield (Icefield wiederum als Namensgeber für den Highway 93).

Nach einem Besuch beim Wasserfall selbst, einem alten Teil des ausgewaschenen Canyons und des Ausflusses der Wassermassen in den Fluss ging es dann auch schon wieder weiter.

Als nächstes Ziel standen die Sumwapta Falls auf dem Programm (ja, ich weiß, ich und Wasserfälle). Diese Wasserfälle liegen am eben so benannten Sumwapta River, der ebenfalls dem Athabasca Gletscher entspringt.

Hierbei bezieht sich Falls wirklich auf zwei getrennte Wasserfälle. Die oberen Sumpwapta Falls liegen direkt am Parkplatz und sind einfach zu erreichen. Die unteren Fälle bedürfen einem etwa 1,5 Kilometer lengen Spaziergangs über einen Waldweg.

Bei den unteren Fällen stieß ich auf verwelkten Blumenstrauß, der am Geländer festgebunden war. Eine Gedenktafel ein paar Meter weiter bestätigte meine Vermutung, dass es an dieser Stelle einen tödlichen Unfall gegeben hatte.

Nach dem Rückweg zum Parkplatz und einer kurzen Pause für Kaffee ging es auch schon wieder weiter zum geplanten Höhepunkt der Fahrt, dem Columbia Eisfeld und den mächtigen Bergen rundherum. Geplant leider deshalb weil das Wetter zwischenzeitlich andere Pläne hatte.

So war das Eisfeld zwar zu sehen, allerdings waren die Berge rundherum in dicke Wolken gehüllt.

An dieser Stelle muss ich jetzt aber etwas relativieren. Die Tatsache, dass ich in der Lage bin diese Reise so zu machen und die damit verbundenen Erfahrungen und Eindrücke sind an sich unbezahlbar. Da sind ein paar Schlechtwettertage leicht verkraftbar.

Letzter Stopp auf der Reise war dann Peyto Lake. An der Stelle hatte es zu regnen begonnen. Die beeindruckende Eingeschaft des Sees, seine Farbe ist aber trotzdem gut erkennbar.

Laut den Einheimischen hat die blaue Farbe des Peyto Lake und auch die meisten der fünf Seen die gleiche Ursache, die den Gletscherflüssen ihre milchig weiße bis leicht bläuliche Frabe verleiht. Die Gletscher zerreiben das Gestein unter ihnen zu feinem Pulver. Beim Abschmelzen nimmt das Wasser dieses feine Pulver mit. In den Flüssen ist es durch die permanente Bewegung im Wasser gelöst und macht die Flüsse trüb. In den Seen setzt sich das Pulver (im Englischen Rock Flour, also Felsen Mehl) dann ab und erzeugt durch Lichtreflektion die blaue Farbe.

Dieser letzte Stopp des Tages wurde dann Wetterbedingt etwas stressig. Gerade auf der Aussichtsplattform angekommt drang mir etwas an die Ohren, was man normal nicht hören will, wenn man in der Natur unterwegs ist. In der Ferne kündigte sich ein Gewitter mit Donnergrollen an.

Also schnell ein paar Fotos geschossen, kurz die Aussicht genossen und ab zurück Richtung Parkplatz. An der Stelle kam dann langsam die Vermutung durch, dass das Gewitter vermutlich näher war als gedacht.

Erster Donner: Täuscht es mich oder hat es Gedonnert

Zweiter Donner: Ja, da ist ein Gewitter in der Gegend

Dritter und Vierter Donner: Im Laufschritt Marsch!

Bei allem weiteren war ich zum Glück schon im Auto, da sich Donner Nummer fünf schon mit sichtbarem Blitz angekündigt hat.

Danach ging es in strömenden Regen direkt nach Banff wo ich gegen 19:00 ankam.

Für morgen steht ein kurzer Rückschritt am Programm. Auch ohne Wetterkapriolen und Verspätungen war mein Plan, dass ich Lake Louise (den Ort und den tatsächlichen See) für heute auslasse und morgen besuche. Danach geht es dann die knapp zwei Stunden nach Calgary, wo ich mein Mietauto abgebe und den restlichen Tag ausspanne bevor es dann am Samstag weiter nach Toronto geht.