Tag 15

Vom Mitten im Nirgendwo ab in die Wildnis.
Paradoxerweise bedeutet das in diesem Fall hinein in die Touristenmassen.
Der heutige Weg führt mich vom beschaulichen Haast über den Haast Pass hinein in den Aoraki/Mount Cook Nationalpark.
Da dies für viele Besucher via Christchurch oder Queenstown ein gut machbarer Tagesausflug zu sein scheint nahm der Verkehr auf der Straße Richtung Nationalpark deutlich zu, leider einhergehend mit einer beachtlichen Anzahl an Fahrern, die entweder erstmalig im Linksverkehr unterwegs sind, erstmalig einen ausgewachsenen Wohnwagen fahren oder beides.
Das erklärt auch die Info-Tafel in einer der Ortschaften am Weg die in mehreren Sprachen auf die gängigsten Gefahren aufmerksam macht: Ablenkung, Müdigkeit, Fahren auf der falschen Straßenseite und überhöhte Geschwindigkeit.
Um dem wirklich Nachdruck zu verleihen enthielt die Tafel auch eine Karte der Region mit allen erfassten Unfällen der letzten fünf Jahren kategorisiert nach der vorgenannten Liste.

Wenn jemandem danach ist die Punkte zu zählen, das wird eine Zeit dauern.
Aber zurück zum Start. Von Haast aus ging es Richtung Süden an mehreren schönen Wasserfällen und Seen vorbei. Der Haast Pass, eine wichtige Verbindung für den südlichen Teil der Westküste (andernfalls bleiben nur Arthur's Pass Luftlinie etwa 220 km nördlich und Lewis Pass über den ich ursprünglich gekommen bin).


Es ist
- der südlichste Alpenpass
- der niedrigste der drei Pässe (907 Meter)
- der zuletzt errichtete Pass (1965)
Weiter geht es hindurch zwischen den Seen Lake Wanaka und Lake Hawea.


Dann hieß es auch schon wieder eine fast 180 Grad Wende einzulegen. Der Highway umfährt an dieser Stelle einen der Ausläufer der Südalpen und führt dann nördlich hinein in den Nationalpark, vorbei am Lake Pukaki und endet Schlussendlich vor meinem heutigen Hotel, der Hermitage Hotel Aoraki/Mount Cook.



Aufmerksamen Beobachtern ist vermutlich schon aufgefallen, dass sich sowohl im Namen des Nationalparks als auch des Hotels das Wort "Mount" findet.
Aoraki/Mount Cook ist seit 2014 mit 3724 Metern der höchste Berg Neuseelands. Warum seit 2014? Davor war er auch schon der höchste Berg nur die Höhe wurde neu vermessen und um 30 Meter nach unten korrigiert.
Neben der landschaftlichen Schönheit und der Möglichkeit ein paar schöne kurze Wanderungen von hier zu unternehmen hat mich ein Aspekt bzw. eine Aktivität fast wie magisch angezogen.
Der Nationalpark ist ein so genanntes Dark Sky Preserve (oder auf deutsch ein Lichtschutzgebiet). Das heißt, dass hier besonderer Wert darauf gelegt wurde künstliche Lichtquellen in der Nacht möglichst zu verhindern oder so zu gestalten, dass sie sich nicht auf den Nachthimmel auswirken.
So sind mir z.B. weder auf dem Highway noch auf den Zufahrtsstraßen zum Hotel Straßenlaternen aufgefallen. Zusätzlich liegt das Hotel am Ende eines Tales, von drei Seiten von hohen Bergen eingekesselt und die nächste Ortschaft zwischen der kein Berg liegt ist 50 km entfernt.
Daher ist dies zwar für heute mein Haupt-Beitrag, meine letzte Aktivität des Tages ist aber um 23:30 eine von Astronomen begleitete Sternenbeobachtung.
Fun Fact, das Hotel hat im Eingangsbereich ein Klavier stehen (in Hörweite). Seit meinem Check-In habe ich beim Verfassen dieses Beitrages folgendes vernommen:
- Mondscheinsonate Satz 1
- Nocturne No 1
- The Maple Leaf Rag
- Fantasie Impromptou
- Teile von Aus der neuen Welt, Satz 3
- Bilder einer Ausstellung
- Herr der Ringe Theme
- River flows in you