Tag 2 - SIE SIND ÜBERALL!!!

Zur Abwechslung meine ich damit mal nicht offensichtlich erkennbare deutsche Touristen sondern des Färöers liebsten(?) aber jedenfalls häufigsten Vierbeiner -> Schafe.

Aber eines nach dem anderen. Der heutige Tag begann mit dem Spiel "Finde die Stadt".

Ich schwöre, da war gerade vorher noch eine Kleinstadt
10 min Später: Passt schon, hab sie gefunden

Nach dem Frühstück stand zunächst die Entscheidung an ruhiger Tag, etwas durch die Hauptstadt bummeln, weiter entspannen und am frühend Abend dann geführt durch Torshavn spazieren.

Das Wetter in Torshavn hätte jedenfalls dazu eingeladen (siehe die beiden vorigen Bilder). Etwas Entdeckungsdrang und ein Blick auf ein paar weiter nördlich positionierte Webcams später stand der Entschluss fest, ab nach Norden, wie ursprünglich auch schon angedacht.

Nach dem heutigen Tag kann ich mit Recht behaupten, wenn ich mir hier jemals wieder die Frage stelle ob es ein Ziel wert ist hinzufahren weil ich nicht sicher bin was ich dort genau machen kann, ist die einzig mögliche Antwort "Themenverfehlung! Ab ins Auto uns los!". Selbst wenn ich am Ziel nur herum sitze und Däumchen drehe tue ich das in atemberaubender Landschaft und habe auf dem Weg dort hin noch viel mehr atemberaubendes gesehen.

Nicht immer aber häufig kann man die Färöer zusammenfassen mit "der Weg ist das Ziel".

Auch wenn der Weg wie heute Früh mit stark eingeschränkter Sicht begann. Mit etwas mehr Kombinationsgabe und dem Wissen, dass mich mein Weg über eine "Bergstraße" führte (Anführungszeichen weil hier jede Insel wie ein Berg aus dem Meer ragt aber keine der öffentlichen Straßen höher als 400 Meter verläuft) und weil die Wolken- bzw. Nebeldecke gefühlt zum greifen nahe über dem Hotel lag, hätte ich schlussfolgern können, dass ein guter Teil meiner Fahrt durch schlechte Sicht führen würde.

Dass es dann aber ca. 20 Meter Sichtweite, wahlweise bis zu den Rücklichter eines vorausfahrenden Autos oder den Abblendlichtern eines entgegenkommenden Autos, sein würden, auf einer kurvigen Straße, mit Abgrund auf einer Seite, war dann doch kurzfristig etwas mulmig.

Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, dass mein absolutes Lieblingsspiel (Sarkasmus, es ist aber unvermeidlich und sobald man hier im Auto sitzt auch permanent), nämlich "Schaf oder Fels", auch schon begonnen hatte.

Aber zurück zum Tagesablauf. Nach etwa 40 Minuten Fahrt kam ich zum ersten Stopp des Tages. Fossá. Mit 140 Metern ist er der in zwei Etagen der höchste Wasserfall in den Färöern.

Nach kurzem Aufstieg und einigen Fotos ging es weiter um Risin og Kellingin zu besuchen. Übersetzt heißt das ca. der Riese und das Weib (andere Übersetzungen lauten auf Hexe). Dabei handelt es sich um zwei Basalt-Säulen die, getrennt vom Festland im Meer stehen. Der Riese ist dabei 71 Meter hoch während seine Nachbarin 68 Meter aus dem Meer ragt.

Perspektive 1

Sichtbar sind die beiden aus drei Perspektiven, von Tjørnuvík auf Streymoy (sehr sehr grob angenähert Dschernvik ausgesprochen), von Eiði (wenn ich das IPA dazu richtig gelesen habe ungefähr Aiji) und vom Meer aus. Zwei von drei habe ich mit dem Auto besucht. Welche das waren lasse ich mal zur allgemeinen Spekulation stehen.

Perspektive 2

Nach dieser Fahrt und der Erkenntnis, dass auch hier auf den Färöer heute Feiertag ist, ging es weiter nach Saksun (so weit ich sagen kann, einer jener Orte die es hier auch gibt, die man einfach so ausspricht wie man sie schreibt). Dort befindet sich eine alte Kirche, eine historische Schafsfrarm aber am wichtigsten (siehe weiter oben) viel mehr spektakuläre Landschaft.

Damit wären wir auch wieder zurück bei meinem Lieblingsspiel. Wer jetzt noch nicht hinter das Spielprinzip gekommen ist, Ziel ist es auf Distanz herauszufinden ob das weiße, schwarze oder brauen etwas am Straßenrand ein Schaf (eventuell in Begleitung von Nachwuchs) ist, das jederzeit auf die Straße laufen kann oder ein Fels, der diese Angewohnheit nicht teilt. Lustigerweise sind Schafe, die bereits auf der Straße stehen deutlich einfacher zu identifizieren.

Zurück im Hotel hieß es dann duschen, umziehen und ab in die Stadt um dort Jens zu treffen. Nun kann man sich die Frage stellen, wer bitte Jens ist? Antwort, der Tourguide für die Torshavn Walking Tour.

Nachdem sich alle beteiligten am Treffpunkt gefunden hatten ging es durch das Stadtzentrum, die Altstadt, das Regierungsviertel, zu einem alten Fort und abschließend zurück ins Zentrum. Alles innerhalb von etwa 100 Minuten.

Ein paar der Informationen von Jens später. Alles war sehr informativ und spannend vorgetragen. Ein einziger Widerspruch lässt sich aber nicht wegreden. Laut Jens ist Torshavn nicht nach Thor, Gott des Donners benannt, sondern nach einem Kaufmann mit dem selben Vornamen. Wikipedia widerspricht an dieser Stelle mit der Aussage, dass Torshavn abgeleitet ist von Thor, nordische Gottheit, und dem Wort für Hafen. Außerdem ziert ein Hammer, gehalten von einer Hand (der Rest der Haltenden Person ist ab dem Ellenbogen außerhalb des Bildes).

Nach dem Abendessen ging es zurück ins Hotel. Leider ohne Unterstützung der sonst häufig und kostenlos verkehrenden Busse. Daher war die Entscheidung zwischen zu Fuß gehen oder ein Taxi nehmen. Jens erste Reaktion als ich ihm mein Hotel nannte war, mir alle Taxi-Standplätze in der Umgebung aufzuzählen. Neugier und Stolz veranlassten mich dann aber doch den Heimweg zu Fuß in Angriff zu nehmen. Um einen Youtuber zu zitieren "this was a terrible mistake".

Das Hotel...

Zu guter letzt erreichte ich aber mein Ziel, wenn auch gefühlt um ein paar Liter schweiß leichter. Alles in Allem ein großartiger Tag.

Damit wird es jetzt Zeit in wichtiges Detail zu betrachten, das mir erst heute so richtig bewusst wurde und potential hat meinen Urlaub noch etwas interessanter zu gestalten (interessant im Sinne des Chinesischen Fluches "mögest du in interessanten Zeiten leben).

Bisher ist es nicht wirklich aufgefallen, da ich an einem Sonntag gelandet bin und heute Montag Feiertag war. Vier zentrale Gewerkschaften haben nach gescheiterten Gehaltsverhandlungen vor ca. einer Woche zum Streik aufgerufen. Ein Nachrichtenartikel beschreibt den Umfang der Streiks mit "These are workers at, for example, fish factories, including pelagic and salmon processing plants, construction workers, cleaning staff, bus drivers, security guards, street cleaners, garbage collectors, truck drivers, road maintenance workers, port workers, tunnel workers, warehouse workers, hospitality workers and more."

Das bedeutet, dass alles was nicht lokal produziert wird derzeit nicht importiert werden kann, inklusive Treibstoff (Hafenarbeiter + LKW Fahrer).

Abschließend aber wieder etwas leichtere Kost mit "was ich gelernt habe":

  • die beiden größten Touristen-Herkunftsländer sind USA und Dänemark
  • anders als Grönland haben die Färöer eine Universität.
  • die Färöer haben derzeit 16 verurteilte Straftäter, die eine Haftstrafe größer 18 Monaten verbüßen. Da es, wie auch auf Grönland kein lokales Gefängnis gibt muss die Strafe in Dänemark verbüßt werden. Kürzere Strafen werdne als überwachter Hausarrest verbüßt.
  • mit Ausnahme von Verteidigungs- und Außenpolitik kann das lokale Parlament in Torshavn autonom Gesetze erlassen und Steuern einheben.
  • das Parlament hat 33 Mitglieder, derzeit verteilt auf sech Parteien.
  • der Austernfischer ist der National-Vogel der Färöer
  • erwachsene Schafe tragen rote oder gelbe Reflektor-Anhänger um den Hals
Austernfischer for reference