Tag 4
Endlich zurück zum gewohnten Rhythmus
Hinein ins Auto und raus aus der Stadt. Das beschreibt den heutigen Tag ziemlich gut.
Ob meiner bisherigen Erfahrung mit Linksverkehr war ich etwas nervös, da ich in Schottland mir das Mietauto mitten im Nirgendwo abgeholt und in Glasgow am Flughafen abgegeben habe. Um das Trauma kurz zu fassen, die zwei km vierspurige Bundesstraße und sechs km achtspurige Autobahn waren die mit die stressigsten 25 Minuten meines Lebens hinter dem Lenkrad eines Autos. Die zwei Wochen davor waren aufgrund der niedrigen Siedlungsdichte in den Highlands vergleichsweise angenehm und die einzige Herausforderung waren enge Straßen.
Dieses Mal sieht der Plan vor, das ganze in umgekehrter Reihenfolge durchzuziehen. Von Auckland Stadtzentrum (1,5 Mio Einwohner) nach Queenstown Flughafen (27.000 Einwohner).
Zum Glück habe ich den Kalender auf meiner Seite da heute Sonntag ist. Werktags ist der Verkehr im Auckland CBD nach allen Berichten die absolute Hölle. Sonntag 09:00 war es keine übermäßige Mühe vom Mietwagen Standort zu meinem Hotel zu kommen, die Koffer einzuladen und dann die Stadt hinter mir zu lassen.
Entweder hat mich der kurze Glasgow Flughafen Abstecher schon emotional gehärtet oder einfach ins kalte Wasser geworfen zu werden (sprich, da musst du durch, Jammern hilft nichts) funktioniert auch hier.
Nur mit dem Scheibenwischer stehe ich gelegentlich auf Kriegsfuß. Das verlangt jetzt vielleicht nach etwas Erklärung.
Ähnlich wie der berüchtigte Bremstest beim Umstieg von manueller zu automatischer Gangschaltung (also der unterbewusste Impuls beim Bremsen auf die Kupplung zu steigen und entweder ins Leere zu treten oder dabei die Bremse zu erwischen) gibt es beim Umstieg von Rechtsverkehr auf Linksverkehr zwei wiederkehrende Anfängerfehler.
Der erste blieb mir zum Glück dadurch erspart, dass Neuseeland standardmäßig Automatik fährt. Sonst kann es nämlich passieren, dass ein manueller Gangwechsel unterbewusst mit Muskelgedächtnis angestoßen wird und in einer schmerzhaften Kollision der rechten Hand mit der Fahrertüre endet.
Was sich allerdings nicht vermeiden lässt ist die Tatsache, dass Blinker-Hebel und Scheibenwischer-Hebel zwischen links und rechts gesteuerten Autos vertauscht sind. Bis man also die Gewohnheit mit der linken Hand den Blinker zu betätigen überwunden hat kann es durchaus passieren, dass man, je nach Automodell und Abbiegerichtung, entweder die Scheibenwaschanlage betätigt oder den Scheibenwischer auf die höchste Stufe einschaltet.

Damit genug zu den mühen des Straßenverkehrs. Was war der heutige Plan? Auf Basis des Tipps einer hilfreichen Kellnerin (ja, der gleichen von der auch der Mount Victoria tipp stammte) ging es von Auckland aus nach Karangahake, genauer zur Karangahake Schlucht und der dortigen verlassenen Goldmine aus dem späten 19. Jahrhundert.
Große Teile der verfallenen Infrastruktur, ein paar hundert Meter Loren-Schinen (genannt Tramway) und ein alter Eisenbahntunnel, der erst 1978 aufgelassen wurde zählen zu den Sehenswürdigkeiten.
Nach drei Stunden wandern und erkunden ging es weiter Richtung Coromandel-Halbinsen oder in Maori Te Tara-o-te-Ika-a-Māui dem Stachel von Mauis Fisch. (Notiz an mich: ich hab vergessen die Maori Namen für die beiden Inseln Neuseelands zu erklären. Bitte nachholen)


State Highway (SH) 25 und 25A sind die Zufahrt zur Halbinsel. Um die Strecke mit etwas zu vergleichen, nehme man die Bundesstraße auf den Triebener Tauern aber verdopple die Länge.
Die Coromandel-Halbinsel ist einer der abgelegneren Teile der Nordinsel. Das ist hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass die Halbinsel durch eine Bergkette vom Rest der Insel abgetrennt und daher nur durch zwei kurvige Bergstraßen erreichbar ist. Daher verteilt sich die Bevölkerung der Region auf viele kleine Siedlungen mit ein paar hindert bis 1000 Einwohnern und keiner Ortschaft mit mehr als 5000 Bewohnern.
Ziel hier war Cathedral Grove, ein Sandstein-Bogen der vom Meer aus der Küste gewaschen wurde und bei Ebbe begehbar ist.
Zusammengefasst bleib es aber nur bei ein paar Fotos von der Aussichtsplattform über den Strand und ein paar vorgelagerte Inseln. Grund dafür, eine Verkettung unglücklicher Umstände. Leider war zur Zeit meines Besuchs kurz nach der Ebbe, und wegen sich bemerkbar machender Blasen an den Füßen und einer spürbaren Ermüdung nach meiner Schlucht und Minen Erkundung entschied ich mich gegen die 45 minütige Wanderung hinunter zum Strand und danach wieder hinauf.
Damit ist es nun Sonntag Abend in Whitinanga (Wh wird in Maoria wie F ausgesprochen, außer wenn es W ausgesprochen wird. Ich hab noch kein erkennbares Muster gefunden) und damit der erste Abend außerhalb von Auckland und der damit einhergehenden Lichtverschmutzung. Mal sehen wie sehr sich der Nachthimmer hier von daheim unterscheidet.
P.S. Falls sich der Frage stellt, wie ist es hier landschaftlich? In Lagen über um 500 bis 1000 Metern ist die Landschaft sehr gut mit dem österreichischen Alpenvorland zu vergleichen. Hügelig, grün, viel Wald. Sobald man sich dem Meer annähert schleichen sich zwischen die reichlichen Laub- und Nadelbäume aber vermehrt auch Palmen ein.