Tag 4 - Speeeeeeeeeeed

Und ich dachte Hochdruckwäsche Meersalzgesichtsanwendung wären zwei unterschiedliche Konzepte, eines fürs Auto, das andere für mich. Falsch gedacht.

Nach dem Frühstück ging es zurück durch den Vágar (hab ich glaub ich vergessen zu umschreiben, ausgesprochen Voar) Tunnel, vorbei am Flughafen ab nach Sørvágur (Sörvoavur gesprochen, bei g muss man anscheinend situationselastisch sein). Als erstes am Plan stand nämlich ein Besuch bei Drangarnir, zwei Sea Stacks (ich kann mich mit dem deutschen Begriff Brandungspfeiler nicht recht anfreunden, sorry) vor der Insel Vágar.

Das Wetter war heute nicht ganz so gut wie die letzten beiden Tage, allerdings nahe an dem womit ich für die meiste Zeit gerechnet und geplant habe. 10 Grad, starker Wind, Wolken und die gelegentliche Nebelwand.

Mit Schwimmweste ausgestattet ging es vom Hafen von Sørvágur mit dem Schnellboot hinaus zur Westspitze des Sørvágsfjørður (Fjord vor Sørvágur) . Dort wurden wir (insgesamt 12 Personen) an Land gelassen um auf eigene Faust gute Blickwinkel und Aussichtspunkte zu erkunden.

Auch wenn das heutige Motto nicht gerade "ausgesetzt auf einer einsamen Insel" war, so unterscheidet sich der Zugang zu persönlicher Verantwortung hier doch von anderen Kulturen. Zusammengefassen kann man es als "Viel Spaß auf diesem steilen, grasbewachsenen Stück Land das entweder in einer Klippe endet oder zu einem Felsstrand abfällt. Wir sind in 1,5 Stunden wieder zurück. Bitte nicht ausrutschen oder abstürzen. Bis später".

Der Ausblick ist dafür absolut spektakulär und der in Stößen durchziehende Nebel sorgte für eine unvergleichliche Stimmung.

Wie versprochen wurden wir an jener Stelle, wo wir zuvor ausgesetzt wurden, wieder eingesammelt und nach einer kurzen Ehrenrunde um die Felsformationen wieder zurück in den Hafen befördert.

Ein paar Eckdaten zum Gefährt des Tages:

  • 320 PS
  • Platz für 12 Passagieren und zwei Besatzungsmitglieder
  • Die Passagiere nehmen im vorderen Bereich des Bootes auf zwei langen, dick gepolsterten "Satteln" platz, die durch 2x6 Rückenlehnen in separate Sitzplätze unterteilt sind.
  • Höchstgeschwindigkeit 40 Knoten, wobei mir einer der beiden Seeleute versicherte, dass sie diese Geschwindigkeit nie ausreizen würden. Grund dafür sind die unvorhersehbaren Wellen im Übergang zwischen Fjord und Ozean. Anscheinend dürften andere Tour-Anbieter früher mit noch schnelleren Booten für ein paar Wirbelsäulen-Stauchungen verantwortlich gewesen sein.

Nun kann man sich die Frage stellen ob das ganze irgendwie in Verbindung mit dem Einleitungssatz steht. Kurze Antwort, ja absolut. Für den Rückweg hatte der Wind gedreht auf fast 90° Quer zur Fahrtrichtung (letztere war aufgrund der Route festgelegt). Das führte wiederum zu relativ viel Wasser in der Luft und entsprechend viel Wasser im Gesicht.

Nach der Bootstour stellte sich kurz die Frage, was ich heute sonst noch in Angriff nehmen könnte. Ein kurzer Blick auf die Karte zeigte, dass Gásadalur (Goasadealur) nur einen Katzensprung entfernt wäre.

Gásadalur:

  • ist die westlichste Siedlung auf Vágar
  • war bis 2006 nur zu Fuß oder per Hubschrauber erreichbar. Seither gibt es einen Straßentunnel
  • ist Heimat von 18 Personen

Der absolute Touristenmagnet ist allerdings Múlafossur (sorry, keine IPA gefunden), ein etwa 30 Meter hoher Wasserfall, der sich in den Atlantik ergießt. Recht viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Außer vielleicht, dass der Straßentunnel jener Gattung entstammt, die einem gelernten Mitteleuropäer nervös machen kann.

Wasserfall in den Atlantik (macht was es auf der Packung verspricht)

Vier km lang, einspurig mit Ausweichen um Gegenverkehr passieren zu lassen, extrem schwache Beleuchtung und innen komplett unverkleidet, also blanker Fels auf allen Seiten. Wobei, die Regeln hier sind denkbar einfach. Verkehr, der die Ausweichen auf der Rechten Seite hat (also auf der eigenen "Straßenseite") nutzt diese bei Gegenverkehr. Ausnahmen gibt es nur für Busse und LKW, da die Ausweichen für diese häufig zu klein sind.
Die Regel hier lautet, das Auto weicht aus, egal ob nach rechts oder links.

Nach diesem Exkurs (sowohl der nach Gásadalur als auch jener in Färöische Verkehrsregeln) ging es weiter zur letzen Station des Tages, Trøllkonufingur (wieder keine IPA aber es sollte grob Tröllkonufingur ausgesprochen werden, hoffe ich). Das bedeutet je nach Interpretation Trollfrauenfinger oder Hexenfinger.

Auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel habe ich zwar den Wegweiser dafür gesehen, hatte aber noch keine Idee, dass sich dahinter eine spannende Felsformation und ein großartiger Ausblick verbirgt.

Damit war das heutige Programm aber absolviert und für mich ging es zurück ins Hotel um mich frisch zu machen und danach zum Abendessen aufzubrechen. Diesmal allerdings mit dem Auto.

Im Steakhaus, das ich für heute auserkoren hatte entwickelte sich ein angenehmes Gespräch mit einem einheimischen Ehepaar am Tisch nebenan. Wie in diversen Reiseführern erwähnt entwickelte sich das Gespräch auch Richtung Fußball und, da ich zu Beginn gefragt wurde, woher ich komme, zu einem bestimmten Spiel aus 1990. Nennen wir es mal das Cordoba der Färöer (Fußballländerspiel Färöer – Österreich 1990 für Details). Mein Gegenüber (wir haben uns nicht namentlich vorgestellt) verriet mir dann noch, dass er fast bei diesem Spiel dabei gewesen wäre, hätte er nicht in Dänemark eine Prüfung für sein Studium absolvieren müssen.

Nach Abendessen und angenehmer Unterhaltung ging es dann zurück ins Hotel für den Abend.

Noch ein kurzer Nachtrag: ich bin sehr froh um die dicken Blackout-Vorhänge in meinem Hotelzimmer. Aktuell ist es 22:30 Uhr und das ist die Lichtstimmung jetzt gerade.