Tag 5 - Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug?
Stopp, stopp, stopp. Der erste Rateversuch war schon richtig.
Der heutige Tag startete selbstverschuldet ein gutes Stück früher als mir lieb gewesen wäre.
Aus noch ungeklärter Ursache war ich gestern vor dem Abendessen der Überzeugung, dass für heute Nólsoy auf dem Plan gestandet wäre. Um etwas weiter auszurühren, die Idee hier ist, mit der Fähre eine Insel weiter nach Nólsoy zu fahren und dort zu Fuß die Insel zu erkunden.
Da hätte es perfekt gepasst, dass ich ohnehin mit dem Auto ins Zentrum gefahren wäre, dort das Auto über Nacht stehen lassen hätte (wichtiger Pluspunkt im Plan: In Torshavn gibt es zwei große 8 Stunden Parkplätze, die beide ab ca. 09:00 bis ca. 14:00 bis auf den letzten Platz gefüllt sind).
Heute am Vormittag wäre ich dann gemütlich vom Hotel zum Hafen spaziert und wäre nach einem halben Tag auf Nólsoy zu einem bereits wartenden Auto zurückgekehrt -> kein Aufstieg zum Hotel erforderlich.
Misstrauisch wie ich bin, vor allem meinem Gedächtnis gegenüber habe ich aber zum Glück gestern nach dem Abendessen, zurück im Hotel (Taxi sei Dank) noch mal den Reiseplan durchgeschaut und musste feststellen, dass ich das Programm für heute und morgen Freitag im Kopf vertauscht hatte.
Eigentlich an Plan für heute stand ein Besuch auf Mykines (Müdschines ausgesprochen; ich kann mir nicht helfen aber bei Färöisch war glaub ich der Deal, dass sie das Lateinische Alphabet übernehmen aber selbst entscheiden welche Buchstaben welche Laute repräsentieren) am Plan.
Zusammengefasst bedeutete das um 09:00 bei der Fähre nach Mykines sein, die ca. 45 Minuten Fahrt entfernt ist, nachdem ich mein Auto erreicht habe, das 20 Minuten entfernt ist (entweder 20 Minuten zu Fuß oder ein Taxi rufen, das irgendwo zwischen 5 und 15 Minuten zum Hotel braucht und dann 10 Minuten zum Parkplatz braucht).
Um etwas mehr Spielraum einzubauen hieß es also 06:45 aufstehen, fertig machen, frühstücken und ab zum Parkplatz. Damit jetzt aber mal genug von meinen Gedächtnis-Unzulänglichkeiten.
Im Hafen von Sørvágur angekommen (ja, ja ich weiß, schon wieder Vágar, ich schöre, dass ich auch andere Inseln besuche) ging es an Bord der Fähre nach Mykines zu einer etwa 45 minütigen Überfahrt. Den Wellengang und die damit einhergehenden Bewegungen des Schiffes würde ich mal zurückhaltend als sportlich bezeichnen.
55 Minuten später (10 Minuten wegen reduzierter Geschwindigkeit aufgrund hoher Wellen) erreichten wir dann unseren Zielhafen.
Mykines sowohl der Name der Insel als auch der Name für die einzige Siedlung auf der Insel. Die permanente Bevölkerung der Insel umfasst 5 Personen und ca. 1000 Schafe.
Frisch an Land gegangen wurde ich von unserem Host bzw. Tourguide Katrin in Empfang genommen. "Unserem" benutze ich deshalb an dieser Stelle, weil neben mir noch ein dänisches Ehepaar das gleiche Tour-Paket gebucht hatte.
Nach einem kurzen Vorstellen, Kaffee und Keksen ging es hinaus in die freie Natur von Mykines. Hier sei erwähnt, dass man, anders als bei den meisten anderen Wander-Routen und Sehenswürdigkeiten, zwar ohne Guide auf die Insel darf, sich dann aber nur innerhalb der Ortschaft bewegen darf. Zutritt zum Rest der Insel erhält man wegen des strengen Naturschutzes nur in Begleitung von lokalen Tourguides.
Hier unterscheidet dann das gebuchte Paket was man an Leistung bekommt. Entweder, man bucht nur die Hin- und Rückfahrt auf der Fähre, zahlt vor Ort die obligatorische Gebühr und schließt sich dann einer von einem Guide betreuten Gruppe an um die Gegen zu erkunden.
Alternativ kann man, wie ich, ein Komplettpaket buchen, bei dem Fähre, Guide und Verpflegung inkludiert sind. Die Gruppengröße beträgt dabei 1 bis maximal 10 Personen.
Nach dem Kaffee ging es, mit Lunch-Paketen ausgestattet, auf eine Tour rund um die Ortschaft und entlang der Klippen zum Vogel-Brutgebiet, dem Höhepunkt für viele, die die Insel besuchen.
Unterwegs erfuhren wir von Katrin viel wissenswertes über die Insel und das Leben in früheren Tagen. So lebten bis in die 1980er Jahre noch etwa 180 Menschen auf der Insel, darunter zu Spitzenzeiten 14 Schulkinder. Entsprechend gab es neben der Kirche eine Schule auf der Insel (das Gebäude steht noch, dient aber nur mehr als Museum).
Ebenso erfuhren wir, dass die zig Steinhaufen und teils verfallene Steingebäude früher einmal Torf-Hütten waren, als Hütten, in denen gestochener Torf getrocknet wurde um später verheizt oder zum Kochen genutzt zu werden.
Mit fortschreitender Automatisierung und zuverlässigerer Fähr-Anbindung bzw. dem gelegentlichen Hubschrauber und neuen Gelegenheiten und Jobs schrumpfte die Bevölkerung schließlich auf ihre heutige Größe von 5 permanenten Bewohnern, Hausbesitzern, die ihre früheren Familienhäuser jetzt im Sommer als Ferienhäuser nutzen, sowie eine Hand voll Tourguides, die von Mai bis Ende August (länger ist die Saison nicht, in dieser Zeit verkehren drei hin und retour Fähren pro Tag) bis zu 200 Touristen am Tag über die Insel führen.
Wer bis hier her gelesen hat stellt sich vielleicht die Frage, um welchen Vogel es sich handelt auf den ich ein paar mal angespielt habe.
Mykines ist mit mehreren 10.000 Brutpaaren eine große Brut-Kolonie für Papageientaucher (im Englischen Puffin genannt).
Und an der Stelle auch, reingelegt! Am Titelbild ist ein Basstölpel (auf Englische Gannet) zu sehen. Die nisten zwar auch in der Nähe, technisch gesehen aber auf einer anderen Insel. Mykineshólmur ist eine, durch Erosion von der Hauptinsel abgetrenntes... Inselchen? Wieder so etwas wofür es im Deutschen keine ernstzunehmende Übersetzung gibt (persönliche Meinung). Die Englische Bezeichnung dafür lautet Islet. Dort findet sich auch der Leuchtturm der Insel.
Details zu diesem Vogel kann jeder gerne selbst nachschlagen oder auch gerne Erfragen, wenn man mehr auf Informationen aus zweiter Hand steht.
Nach absolvierter Wanderung (mit Pause für das Lunch-Paket gut vier Stunden und 7 km) und Besuch bei den Papageientauchern (unter Einhaltung des vorgeschriebenen Mindestabstandes und sehr sehr leise) ging es zum Abschluss zurück zu Katrins Haus wo wir mit frisch gekochter Fischsuppe verköstigt wurden.
Danach hieß es leider schon wieder Abschied nehmen, sowohl von Katrin, als auch von Mykines und seinen süßen, tollpatschigen, gefiederten Bewohnern. Um 18:00 holte uns schließlich die Abendfähre ab und brachte uns zurück nach Sørvágur.
Abschließend noch eine kurze Ankündigung. Morgen 24.5. gibt es entweder keinen oder nur einen sehr kurzen Beitrag. Nach vier Tagen Programm mit mehr als 20k Schritten an drei Tagen davon braucht es einfach mal einen Ruhetag zwischendurch.