Tag 6
Tag sechs begann in Hamilton, mit ca. 192.000 Bewohnern die viertgrößte Stadt Neuseelands und am Plan standen gleich zwei Highlights dieser Reise.
Zunächst ging es von Hamilton aus in das eine Stunde entfernt gelegene Waitomo (Wai = Wasser, Tomo = Eingang oder Öffnung) um den berühmten Glowworm Caves einen Besuch abzustatten. Dem absolutem Albtraum jeden Instragrammers oder anderen Influencers (Erklärung folgt).

Dazu vielleicht etwas Kontext. Anders als bei uns bekannte Glühwürmchen (Lightning Bugs) sind Glowworms die Larven einer Insekten Art. Die Larven schlüpfen aus Eiern, die von deren Eltern an der Decke einer dunklen Höhle gelegt wurden.
Die Ausgewachsene Larve ist dabei etwa so lang wie ein Zahnstocher, also schon eine beachtliche Größe. Um dort hin zu gelangen produzieren die Larven eine Reihe klebriger Fäden mit denen Sie andere Insekten fangen von denen sie sich ernähren.
Nun stellt sich die Frage, wie besagte Insekten dazu bewegt werden sich in den klebrigen Fäden zu verfangen.
Es hilft jedenfalls, dass die Höhle etwa zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Damit bleiben nur mehr die Wände über der Wasserlinie und die Decke als mögliche Landeplätze übrig.
Ein letzter Motivationsschub kommt allerdings vom Namensgebenden Party-Trick der Larven. Sie glühen durch Biolumineszenz grünlich blau.
Aus der Kombination von völlig finsterer Höhle und zigtausenden Larven an der Höhlendecke ergibt sich ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Ich würde in dieser Stelle zwar gerne meine Fotos dazu teilen die es aber leider nicht gibt. Damit kommen wir zu meiner vorigen Anspielung auf Influencer. In der gesamten Höhle herrscht absolutes Foto/Film/Handyverbot. Alles was künstliches Licht produziert ist streng verboten.
Nun stellt sich vielleicht die Frage, wie unter diesen Umständen ein sicherer Besucherzugang möglich ist.
Das funktioniert folgendermaßen. Nach Passieren des Höhleneingangs findet man sich in einer Reihe von "Vor-Höhlen", die düster beleuchtet sind. Die Tourguides haben jeweils Taschenlampen um auf Hindernisse aufmerksam zu machen und Strukturen und Formationen der Tropfsteinhöhle hervorzuheben.
In der letzten dieser Vorhöhlen ändert sich die Beleuchtung von weiß auf blau und alle Besucher nehmen in einem Boot platz (die Höhlen sind ja mit Wasser gefüllt).
Jetzt kommt der absolut geniale Trick an der ganzen Sache. Um zu vermeiden, dass die Tourguides ihrerseits eine Lichtquelle benötigen um das Boot steuern zu können funktioniert der Antrieb dadurch, dass die Guides sich an gespannten Seilen entlang hanteln und dabei das Boot hinter sich her ziehen (Respekt für das mehrmals tägliche Arm-Workout und Kompliment an unseren Guide Lani für extrem umfangreiches Wissen und einen Großartigen Sinn für Humor).
Um einen ungefähren Eindruck zu erhalten kann man in der Google Bilder-Suche nach "Waitomo Glowworm Caves" suchen. Die Bilder dort Trügen allerdings weil es sich entweder um künstlich beleuchtete Fotos oder extreme Langzeit-Aufnahmen handelt.
Die Kombination aus Dunkelheit (mit Ausnahme der Larven an der Decke) und der absoluten Stille (das Boot hat keinen Motor und alle Besucher werden zu Beginn gebeten in der Höhle so still wie Möglich zu sein) führt zu einem absolut unvergleichlichem Erlebnis.
Am Ende der Bootstour fährt mach durch jenen Höhlen-Eingang durch den die Höhle zu Beginn des 20. Jahrhunderts erforscht wurde. Von dort führt ein kurzer Pfad zurück zum Besucherzentrum.

Nach dieser Erfahrung ging es 45 Minuten entfernt zu einer Farm knapp Außerhalb der Kleinstadt Matamata, kontkret zur Alexander (Familienname) Schaf- und Rinderfarm.
Mein Besuch dort hat allerdings nichts mit Schafen, Rindern oder Landwirtschaft im Allgemeinen zu tun.
Grund für meinen Besuch ist, dass diese Farm einer der Drehorte von drei Herr der Ringe und drei Der Hobbit Filmen war. Konkret handelt es sich um das Set von Hobbiton (deutsch synchronisiert als Hobbingen).
An dieser Stelle muss ich eine falsche Annahme meinerseits korrigieren. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass das Set nach dem Dreh der Herr der Ringe Trilogie als Touristen Attraktion aufgebaut und dann für die Hobbit Filme wiederverwendet wurde.
Das stimmt nur teilweise. Für den ersten Herr der Ringe Film wurde das Set wie üblich nur mit Sperrholz und Styropor errichtet und nach dem Dreh komplett abgerissen. Da der erste Film aber ein derartiger Erfolg war wurden die Sets für den zweiten und dritten Film neu errichtet.
Da zwischen dem letzten Herr der Ringe Film 2003 und dem ersten Hobbits Film 2012 auch immer mehr Anfragen für Besichtigungen eingingen entschied man sich das Set für die Hobbit Filme zu erweitern und mit massiveren Materialien (Massivholz, Fiberglas und Beton) aufzubauen und als permanente Touristenattraktion zu beitreiben.
Das bringt uns zu heute wo ich als einer von etwa 600.000 jährlichen Besuchern zu einer Tour durch Hobbiton aufbrach.
Geführt von Brad (nicht nur einem Tolkeien/Herr der Ringe Nerd sondern nach eigener Aussage DEM Tolkien/Herr der Ringe Nerd; es hilft jedenfalls wenn man in der gleichen Kleinstadt aufgewachsen ist wie Peter Jackson und diesen auch persönlich getroffen hat) ging es über zweieinhalb Stunden kreuz und quer durch Hobbiton.
Abschluss der Tour bildete dann das Green Drabon Inn, eine Bar die speziell für Der Hobbit hinzugefügt wurde und seit Drehschluss an durstige Touristen speziell für Hobbiton gebraute Biere ausgibt und kleine Snacks verkauft.
Das Set selbst kombiniert mit Filmausschnitten die dort gedreht wurden, dem endlos scheinenden Fachwissen von Brad und Begrüßungs- und Verabschiedungsworten von Peter, Verzeihung, Sir Peter Jackson befördern Hobbiton definitiv in die "Muss man gesehen haben" Liga, wenn man schon in Neuseeland ist.
Im Anschluss ging es 20 Minuten in das benachbarte Matamata zu meinem Quartier für den heutigen Abend.
Für morgen muss ich leider etwas umplanen, da mein Knöchel meinte ich brauche unbedingt mehr Drama im Leben (soll heißen ich hab mir wieder mal den Knöchel verstaucht). Daher ist für morgen drei Stunden wandern um einen Wasserfall zu erkunden keine gute Option.
Andererseits regnet es seit etwa einer Stunde und laut Vorhersage dürfte es über Nacht weiter regnen. Damit würde ich ohnehin den Empfehlungen des Department of Conservation folgen, währen oder nach ausgedehnten Regenfällen nicht dort zu wandern.
Glück im Unglück, ich habe in der Gegend schon andere Aktivitäten erkundet, die sich aber zeitlich nicht ausgegangen sind. Konkret ein Besuch im Polynesian Spa Hot Springs (sprich: Thermalbad, Baby). Daher wird der morgige Beitrag wohl deutlich kürzer ausfallen als heute. Das ist aber angesichts einer Beitrag-Länge von über 1000 Wörtern nicht allzu schwer.