Tag 7 - There's just no time to die...
Warum gerade dieser Titel? Kein besonderer Grund. Es ist einfach nur ein gutes Lied und ich mal Musik von Billie Eilish.
Heute hieß es wieder etwas früher aufstehen. Diesmal aber nicht wegen einem schlecht geplanten Parkplatz sondern um den großen Andrang beim Frühstück zwischen 08:00 und 09:00 Uhr zu vermeiden.
Entsprechend noch etwas müde um 07:15 fällt mir ein groß gewachsener junger Mann auf der groß Austria auf seinem T-Shirt stehen hat. In mein Frühstück vertieft denk ich mir, cool, witziger Zufall. Der Gedanke verflog allerdings als mir kurz darauf eine größere Ansammlung ähnlich gekleideter Herren rund um mich auffiel.
Stellt sich heraus, das österreichische Volleyball Nationalteam der Herren ist gerade auf den Färöer und spielt in den nächsten Tagen ein Match und einquartiert sind sie im gleichen Hotel wie ich. Jetzt sind wir beim richtigen Zufall.
Um 08:30 ging es dann los auf die Fahrt nach Klaksvik (spricht man weitgehend aus wie man es schreibt, nur vor das i schummelt sich noch ein u rein). Dort ging es dann weiter auf die Fähre nach Kalsoy (wie geschrieben), eine der sechs Nordinseln der Färöer. Hier leben etwa 110 Einwohner, verteilt auf vier Orte.
Da ich den heutigen Ausflug als Paket gebucht hatte hieß es für mich nur Auto Parken und zu Fuß die Fähre zu boarden.
Man kann Kalsoy auch auf eigene Faust mit dem Auto erkunden. Allerdings kostet es mehr das Auto auf die Fähre zu bringen und die Anzahl der Stellplätze auf der Fähre mal die Anzahl der täglichen Überfahrten ergibt eine maximale Kapazität von 48 Autos pro Tag pro Richtung.
Außerdem muss man sich vorab unbedingt um gebuchte Plätze für das Auto kümmern, da sonst die realistische Chance besteht, keinen Platz zu bekommen.
In der glücklichen Lage, diese Einschränkungen ignorieren zu können ging ich in Kalsoy von Board und wurde prompt von Magnus, dem Busfahrer in Empfang genommen.
Gemeinsam mit einer amerikanischen Besucherin aus Oregon (ein(e) dritte(r) Teilnehmer(in) dürfte es nicht auf die Fähre geschafft haben) ging es dann auf die etwa 25 Minütige Busfahrt vom Fährhafen im Süden der Insel nach Trøllanes (Trödlanes) am nördlichen Ende.
Der Weg dorthin offenbart einen zweiten Grund der gegen eine Fahrt mit dem eigenen Auto spricht. Auf Kalsoy gibt es vier Tunnel (theoretisch fünf aber der fünfte ist eine Abzweigung innerhalb eines der anderen Tunnel, der nur von den lokalen Bauern für den Viehtrieb verwendet wird.
Diese vier öffentlichen Tunnel sind 600, 1000, 1100 und 2100 Meter lang und teilen alle die Eigenschaften einspurig und unbeleuchtet. Die empfohlene Geschwindigkeit bei der man sich sicher fühlt liegt bei ca. 50-60 km/h und falls man kein anderes Auto vor sich hat empfiehlt es sich auch Aufblendlicht zu verwenden.
Jedenfalls ein Erlebnis, wenn auch deutlich entspannter als Passagier im Kleinbus.
In Trøllanes angekommen wurden wir von Jógvan (in etwa Jegvan ausgesprochen) in Empfang genommen, seines Zeichens lokaler Bauer und Touristenführer. Es ging sogleich auf den Fußmarsch zum nördlichen Leuchtturm der Insel. Von diesem aus bietet sich ein großartiger Blick auf die Klippen der Insel die etwa 500 Meter hoch aus dem Meer ragen. Leider war heute ein etwas nebeliger Tag und die Klippen damit nur teilweise sichtbar. Aber auch so boten sie einen imposanten Anblick.
Den Leuchtturm erreicht boten sich uns drei Pfade an. Zwei davon führten über schmale Grate zu nördlich und östlich vorgelagerten Aussichtpunkten, hoch über dem Meer. Die Frage, ob ich das unbedingt sehen muss beantwortete ich mir selbst mit einem Gunkl-Zitat; "Nein, muss ich nicht."
Bleibt noch der dritte Pfad und an dieser Stelle muss ich zugeben, dass der erste Satz dieses Beitrags eine Ablenkung war (Billie Eilish mag ich trotzdem). Besagter Pfad führt nämlich zu jenem Punkt wo Daniel Craig als James Bond am Ende von No Time to Die / Keine Zeit zum Sterben stand um auf sein vermeidbares aber selbst gewähltes Ende zu warten.
Als Andenken und extra Touristen-Attraktion errichteten die Einwohner bzw. der lokale Tourismusverband an jener Stelle einen Grabstein für den wohl berühmtesten Geheimagenten.
Ausgiebig die Gegen und Ruhe genossen (wie gesagt, die Anzahl der Besucher ist durch die Anzahl der Fährfahrten stark begrenzt und als Gruppenführung fand heute nur meine Tour statt) ging es zurück in den Ort und zum Bus. Etwa auf halber Strecke zurück zum Fährhafen hielten wir im beschaulichen Ort Mikladalur (34 Einwohner).
Dort findet sich unterhalb des Dorfes Kópakonan, die Robbenfrau. Dabei handelt es sich um eine 2,5 Meter hohe und 450 kg schwere Bronze-Statue einer Frau, die einem Robbenfell entsteigt und damit eine der berühmtesten Sagen der Färöer repräsentiert.
Da die Geschichte aber lange und sehr düster ist kann man sie bei Interesse hier nachlesen.
Nach diesem Kurzbesuch ging es zurück zum Hafen und mit der Fähre zurück nach Klaksvik.
Bei gutem Wetter hätte ich an dieser Stelle noch eine zweite kurze Wanderung auf den Klakkur in Angriff genommen. Dabei handelt es sich um einen langezogenen Hügel der mit dem gegenüberliegenden Ufer einen kurzen Fjord und den Hafen von Klasvik einfasst.
Da aber den ganzen Tag über schon dichter Nebel über dem Hafen lag wäre die Wanderung absolut unverantwortlich gewesen.
Stattdessen ging es zurück nach Torshavn um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen und um über die Implikationen eines Satzes nachzudenken den Jógvan zuvor fallen lassen hatte. "An allen Tankstellen ist Diesel und Benzin aus. Nur mehr Einsatzfahrzeuge bekommen Treibstoff". Well... Shit.
Um aber realistisch zu bleiben. Für mich heißt das derzeit nur, dass ich das Mietauto beim Zurückbringen nicht auftanken kann. Das bisher geplante Programm sollte sich so weit mit dem verbleibenden Benzintank ausgehen. Mit genug Reserve und Spielraum um sicher zum Flughafen zu kommen.
Allerdings gibt es auch schon eine Liste, welche der verbleibenden Aktivitäten gestrichen werden, falls es notwendig werden sollte.
Die nächsten beiden Tage wären aber ohnehin autofrei geplant gewesen.
Abschließend noch ein paar Statistiken zum Tag. Heute gab es nämlich zwei neue Unterseetunnel zu erkunden. Zwei zum Preis von einem hat es leider nicht gespielt.
Tunnel Nummer eins ist der Auslöser warum ich hier Urlaub machen wollte. Der Eysturoy Tunnel hat neben seiner imposanten Länge von 11 Kilometern zwei Besonderheiten. Anders als sonst üblich hat der Eysturoy Tunnel nicht zwei sondern drei Enden und bildet damit eine Y-Form. Was macht man nun, wenn man aus einer Straße zwei machen will bzw. umgekehrt? Man setzt einen Kreisverkehr.
Diese Sammlung an Eigenarten und die Tatsache, dass man einen zwei Inseln mit zusammen 30.000 Einwohnern mit einem ca. 175 Millionen Euro teuren Tunnel verbunden hat führte zu einer Reihe an Dokumentationen über das Tunnelprojekt, die neben dem Tunnel selbst viele beeindruckende Landschaftsaufnahmen zeigten und mich so inspirierten.
Praktisch betrachtet verbindet der Eysturoy Tunnel nicht nur zwei Inseln sondern erschuf mit seiner Inbetriebnahme ein Netz von vier verbundenen Inseln.
Zu den sonstigen Eckdaten:
- 11 km Länge, verteilt auf die drei Teilstrecken ausgehend vom Kreisverkehr 7,5km nach Streymoy, 2,1km nach Rokin auf Eysturoy und 1,6km nach Strendur auf Eysturoy
- Bauzeit von 2016 bis 2020
- Der Kreisverkehr liegt 78 Meter unter dem Meeresspiegel
- Die tiefste Stelle des Tunnels liegt 189 Meter unter dem Meeresspiegel
- Die Y Form wurde gewählt, um die beiden Ufer eines langen Fjordes direkt anbinden zu können.
- Durch die schnellere Anbindung an Streymoy und die Hauptstadt Torshavn stiegen die durchschnittlichen Hauspreise auf Eysturoy nach der Tunneleröffnung um ca. 31%
Tunnel Nummer zwei ist nach dem Vagar Tunnel der zweitälteste Unterseetunnel der Färöer. Der Norðoy Tunnel verbindet die Inseln Eysturoy und Norðoy. Auf letzerer findet sich mit Klaksvik die zweitgrößte Stadt der Färöer mit etwa 5000 Einwohnern.
Zu den Eckdaten:
- 6,1km lang
- Bauzeit von 2003 bis 2006
- Der tiefste Punkt befindet sich 150 Meter unter dem Meeresspiegel.