Tag 8 - These boots are made for walking

Tag 8 - These boots are made for walking
Photo by Pratik Gupta / Unsplash

Am letzten vollen Aufenthaltstag stand noch ein offizieller Programmpunkt an. Ein geführter Spaziergang nach Sermermiut, einer verlassenen Inuit Siedlung.

Dazu muss man aber gleich sagen außer die abgesteckten Umrisse zweier Gebäude und einer Ansammlung von Seehund-Knochen ist von der Siedlung nicht viel zu sehen. Das liegt hauptsächlich daran, dass die gesamte Region in einem UNESCO Welterbe Gebiet liegt und daher entschieden wurde keine Ausgrabungen durchzuführen.

Icefjord Center, Museum und Lernstätte rund um Gletscher, Eisberge und Globale Erwärmung

Da die Umgebung aber eine großartige Aussicht bietet und eine passende Kulisse für Informationen über die Inuit und wie sie nach Grönland kamen eignet.

Die erste Besiedlung erfolgte in der so genannten Saqqaq Migration etwa vor 4500 Jahren und diese Kultur hielt sich bis etwa 200 v. Chr. Überlappend dazu kam mit der Dorset Migration, etwa 900 v. Chr. bis 1500 n. Chr eine neuere Kultur nach Grönland.

Beide Migrationen gingen von Nordamerika aus, im Unterschied zur ersten Vikinger Besiedlung von Island aus von 985 bis ins frühe 15 Jahrhundert, wo sich die Spuren dieser Kultur komplett verlaufen.

Die letzte historische Besiedlung kam wieder von Nordamerika aus mit der Thule Migration zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert. Alle heute in Grönland lebenden Inuit sind Nachfahren dieser letzten Migrationswelle.

Etwas düster wurde es dann, als es um das Leben in schweren Zeiten in dieser Umgebung ging, hauptsächlich geschuldet dem Aussichtspunkt namens Old Wives Gap.

In Zeiten extremer Narungsknappheit hatte sich nämlich etabliert, dass ältere Stammesmitglieder, die nicht mehr zur Ernährung des Stammes beitragen konnten sich dazu entschieden dem Stamm nicht weiter zur Last zu fallen.

Ältere Männer ließen dafür all ihre praktisch nutzbare Ausrüstung zurück und, je nach Tradition, gingen hinaus auf das Eis oder fuhren mir ihren Kajaks hinaus auf das Meer. Ältere Frauen machten es an dieser Stelle etwas weniger romantisch verklärbar und stürzten sich von einer Klippe in die darunter liegende Bucht, daher Old Wives Gap.

Nach etwas umschauen und ein paar Fotos ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt wo mich prompt ein bisschen Bewegungsdrang überkam, da der Ausflug doch etwas kürzer war als erwartet.

Zu meinem Glück war der Ausgangspunkt des geplanten Ausfluges auch gleichzeitig Start- bzw. Endpunkt einer der markierten Wanderrouten rund im Ilulissat. Zu meinem noch größeren Glück fanden sich aus der Gruppe auch noch ein paar weitere wanderlustige Leute, sodass ich die Empfehlung, die Wanderrouten nicht alleine zu nutzen einhalten konnte (oder falls Solo mit Freunden, Familie oder zur Not, dem Hotel eine "schick einen Suchtrupp wenn ich nicht bis X zurück bin" Vereinbarung zu treffen).

An der Stelle sei gesagt, in einer Gruppe gehen oder die Wanderrute und geplante Ankunftszeit bekanntzugeben ist in dieser Umgebung wirklich wichtig. Die Route führt durch Mittelschwieriges Gelände, weitgehend verschneit mit duch einigen Eisplatten. Dazu kommt, dass uns innerhalb der etwa 2,5 Stunden die wir außerhalb von bebautem Gebiet unterwegs waren nur eine Person entgegenkam (zufälligerweise eine der Tour-Guides von der Iglu-Lodge, die heute ihren freien Tag hatte).

Die Wanderroute führte teilweise über mehrer Hügel, teilweise zwischen den höheren Hügeln hindurch rund um die Spitze der Halbinsel auf der Ilulissat liegt. Das eröffnete uns einen bisher noch nicht erreichten Ausblick über die Disko Bucht .

Etwa drei Kilometer und viele Fotos später erreichten wir wieder bewohntes Gebiet und weitere 15 Minuten über diverse Straßen später unser vorläufiges Ziel, das Büro unseres lokalen Tourveranstalters. Hauptgründe für die Auswahl dieses Zieles: WC, Kaffee, WLAN und die Haltestelle des Hotel-Shuttle-Bus gleich nebenan.

Damit sind bis auf die Abreise alle Programmpunkte für Grönland erledigt und das einzige was jetzt noch bleibt ist Abendessen und Koffer packen.