Tag 8
An alle die sich fragen wo Tag 7 geblieben ist, keine Sorge, der hat stattgefunden war aber aus gegebenem Anlass eher Ereignislos.
Tag 7 begann, wie Tag 6 endete, mit der Einsicht, dass ich aufgrund meins unkooperativen Knöchels (ob rechts oder links bleibt aus Datenschutzgründen unerwähnt 😜) zumindest für einen Tag mein Programm reduzieren müsste.
Wie sich herausstellte war Auto fahren ohne Probleme und Schmerzen möglich. Daher fiel leider der Besuch bei den Wairere Falls einem sehr spektakulären Wasserfall aus, da dieser doch mit 45 Minuten Fußmarsch pro Richtung angegeben ist und meine B&B Vermieterin meinte, dass es eher Richtung 60 Minuten tendiert.
Als Plan B buchte ich mir schnell Eintritt in den Polynesian Spa, einem Thermalbad in Rotorua. Acht Thermalbecken, zwei mit leicht saurem PH Wert, sechs mit leicht basischem PH, alle zwischen 38 und 41 Grad warm.
Mit Thermalwasser und vulkanischer Aktivität geht häufig ein markanter Schwefelgeruch einher. Je nach vorherrschender Windrichtung war er definitiv wahrnehmbar.
Nach dem ausgiebigen Einweichen ging es dann ins nahe gelegene Hotel wo ich einfach nur meine Füße hoch lagerte und einfach entspannte.
Ein weiteres Opfer der Umstände war leider ein Besuch in Te Puia, einem von zwei öffentlich zugänglichen Maori-Museums-Dörfern.
Aber damit genug von verpassten Dingen und ab zu neuen Erlebnissen, sprich Tag 8.
Tag 8 begann mit der Erkenntnis, dass Tags zuvor Ruhe geben die richtige Entscheidung war. Der Knöchel ist zwar noch immer ordentlich geschwollen, ist aber deutlich beweglicher und fühlt sich schon viel besser an.
Damit ging es zunächst innerhalb von Rotorua zum Redwood Forest Walkway und ja, das sind die gleichen Redwood Bäude wie in Kalifornien.
Wie schon erwähnt herrschte in Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund eines anhaltenden Bau-Booms eine massive Nachfrage nach Bauholz. Zum Glück erkannten die Behörden damals schon, dass die lokalen Urwälder in dieser Hinsicht keine unerschöpfliche Ressource sein würden und suchten weltweit nach Holzarten, die in ähnlichen klimatischen Bedingungen wie in Neuseeland gedeihen.
Zu diesem Zweck wurden in Rotorua mehrere Versuchswälder angelegt in denen Baumarten aus anderen Ländern gepflanzt wurden, darunter z.B. Eukalyptus, japanische Zeder, mehrere Pinien Arten und auch kalifornische Redwoods.
Beim Gedanken an Redwoods kommen mir persönlich Bilder an 150 Meter hohe, knapp 10 Meter dicke Bäume in den Sinn. Das deckt sich mit der Realität in Neuseeland aber nur zum Teil. Die Redwood-Wälder in Kalifornien gibt es seit tausenden Jahren und die ältesten Bäume dort sind zwischen 1000 und 2000 Jahre alt.
Der Wald in Neuseeland wurde zwischen 1880 und 1900 angesetzt und deckt damit nur etwa fünf bis zehn Prozent dieser Altersspanne ab.
Daher ist der größte Redwood in Rotorua aktuell 72 Meter hoch und hat einen Stammdurchmesser von zwei Metern.
Nun zum Redwood Walkway. Dabei handelt es sich um einen Wanderweg aus Hängebrücken zwischen Plattformen die auf schonende Art an den massiveren Exemplaren im Wald befestigt wurden.
Schonend heißt dabei, die Plattformen sind nicht mit den Bäumen verschraubt oder anderweitig fest verbunden. Stattdessen werden die Plattformen von Seilen gehalten, die mittels breiter Gummi-Schlaufen an den Bäumen haften.
Zwischen den Plattformen spannen sich dann Hängebrücken aus Holz-Planken bzw. Metallgittern.
Kurzer Exkurs: ich weiß nicht ob es an den doch sehr unterschiedlichen Höhen liegt (Redwood Walkway: 30 Metallgitter Meter zum Boden, Five Fingers Dachstein-Krippenstein Metallgitter 500+ Meter zum Boden, Sky Tower Auckland, 150 Meter zum Boden, CN Tower Toronto 180 Meter zum Boden) aber ich habe trotz Höhenangst kein Problem über ein Metallgitter zu gehen und dabei nach unten zu schauen aber bei den den Glasböden im Sky Tower und im CN Tower muss ich mich nicht mal nahe genug annähern um bis ganz nach unten zu sehen bevor sämtliche Überlebensinstinkte bis hin zu körperlichen Reaktionen zuschlagen.
Exkurs Ende.
Alles in allem eine angenehme und lehrreiche Erfahrung. Außerdem aufgrund der Spiral-Rampe am Beginn und Ende der Runde ohne Stufen und relativ eben passierbar. Perfekt also um es ruhig anzugehen.
Danach ging es weiter nach Wai-O-Tapu (Maori für heiliges Wasser). Dabei handelt es sich um eine beeindruckende Thermal-Landschaft mit Fumerolen, brodelnden Schlammbecken, Geysiren und heißen Quellen.
Wenn Schwefel in Rotorua in Spuren vorhanden war so ist er in Wai-O-Tapu absolut allgegenwärtig.
Kleiner Tipp falls jemand in Neuseeland, Island oder sonst wo in ein vulkanisch aktives Gebiet kommt. Man hat, mangels einer realistischen Möglichkeit nicht zu atmen, zwei Optionen mit dem Schwefel-Geruch umzugehen. Option 1: Man zwingt sich von Beginn an durch die Nase zu atmen. Das ist für die ersten ca. 10 Minuten eine Überwindung aber danach beginnt das Gehirn, die Sensitivität der Sinneszellen in der Nase dafür zu reduzieren. Der Geruch wird zwar nicht vollständig ausgeblendet aber verliert massiv an "Durchschlagskraft". Der Effekt ist nur temporär und wenn man länger als ca 10-15 Minuten aus dem Schwefel-Geruch draußen ist muss man sich neu gewöhnen.
Option 2: Nur durch den Mund atmen. Hat den Nachteil, dass wenn man irgendwann doch durch die Nase einatmet man sofort mit der vollen Schwefel-Dosis getroffen wird und zwar jedes Mal.
Daher mein Tipp: Option 1
Herzstück von Wai-O-Tapu ist der Champagne Pool, ein annähernd kreisförmiger Krater mit 65 Metern Durchmesser der mit 50.000 m³ Geothermaler Flüssigkeit (Zitat Wikipedia, um es Wasser zu nennen sind wohl zu viele Chemikalien drin gelöst) gefüllt ist.
Der Champagne-Teil des Namens kommt daher, dass von tieferen Schichten gelöstes CO2 aufsteigt und in Blasen an die Oberfläche sprudelt.
Anders als Champagner der entweder gekühlt oder in Raumtemperatur vorliegt hat der Champage Pool an der Oberfläche 72 Grad während die Temperatur am Boden des Kraters bis zu 260 Grad erreichen kann.
Wiederum Glück für mich, die Basis-Runde durch Wai-O-Tapu ist leicht zu bewältigen und sogar Kinderwagen und Rollstuhl geeignet und mit 40 Minuten auch nicht übermäßig lang. Zu sehen gibt es aber jedenfalls genug.
Nach diesem geruchsintensivem Erlebnis ging es dann zum heutigen Endpunkt in Taupo, einer netten Kleinstadt gelegen am gleichnamigen Lake Taupo.
P.S. Bei Tag 4 habe ich eine Bemerkung zum Nachthimmel fallen lassen. Ja, der Sternenhimmel sieht definitiv anders aus. Einige Vertraute sind auch hier im Süden anwesend. Neben offensichtlichen Gefährten wie Sonne, Mond und den Planeten ist z.B. Orion gut sichtbar. Meine "Go-To" Sternenkonstellation, der große Wagen, nach der ich für gewöhnlich als erstes Ausschau halte fehlt aber und ist in Neuseeland nie zu sehen.
Dafür hat sich allerdings schon ein lokaler Ersatz gefunden. Da Kreuz des Südens ist auch sehr einfach auszumachen und ausschließlich auf der Südhalbkugel sichtbar.
Außerhalb von Auckland und in geringerem Maße Hamilton ist der Nachthimmel aber schon umwerfend schön. Die unsere beiden galaktischen Begleiter, die große und die kleine Magellanische Wolke (jeweils eine Zwerggalaxie nahe unserer Milchstraße, zumindest in astronomischen Begriffen nahe) haben sich bisher aber noch nicht ausmachen lassen. Mal schauen ob sich das in nächster Zeit noch ändert oder ob diese Begegnung bis zum Dark-Sky-Reservat Aoraki/Mt. Cook auf der Südinsel warten muss.