Tag 9

Tag 9

Neuer Tag, neue Sachen zu entdecken.

Auf dem Plan stand heute ein kurzer Abstecher zurück Richtung Norden (zur Erinnerung, die Reise insgesamt geht von Nord nach Süd) zum lokalen Geothermie Kraftwerk. Diese Kraftwerke sind, ähnlich wie in Island, über weite Teile des Landes verstreut und sind mit ihrem weithin sichtbar aufsteigenden Dampf-Schwaden ein positives Zeichen der sauberen Energiegewinnung.

Allerdings bin ich nicht dafür hier. Stattdessen ging es zu einem niedrigen Gebäude unmittelbar neben dem Kraftwerk mit der markanten Aufschrift Hukafalls Jet.
An dieser Stelle bietet sich eine kurze Erklärung an, was Jet-Boote sind.

Ein Jet-Boot (siehe Titel-Bild) ist vereinfacht gesagt eine große Wanne aus verstärktem Blech mit einem flachen Boden. Vier reihen gut gepolsterter Sitzbänke bieten Platz für bis zu 14 Passagiere.
Angetrieben wird das ganze von zwei extrem starken Wasser Jets (daher der Name), die Wasser an der Unterseite einsaugen und und durch die Jets mit hoher Geschwindigkeit ausstoßen. Die Jet-Auslässe sind sehr weit (ich bin nicht 100% ob 360 Grad oder weniger) drehbar wodurch das Boot extrem agil manövrierbar ist.

Durch den flachen Boden und die geschützt angebrachten Jets kann das Boot in extrem seichten Wasser fahren. Laut Arthur, unserem Skipper, braucht ein Jet-Boot etwa einen Meter Wassertiefe um vom Stand zu beschleunigen. Wenn es allerdings einmal Fahrt aufgenommen hat hebt sich das Boot so weit aus dem Wasser, dass es mühelos in nur 6 cm fahren kann (nur nicht langsamer werden oder stehen bleiben, dann sitzt man auf und hat ein Problem).

Auch wenn es bei Touristen Fahrten nicht gemacht wird sind diese Jet-Boote stabil genug, dass sie kurze Strecken auch über z.B. Sandbänke gleiten können. Das Motto dabei ist Vollgas um Schwung mitzunehmen und unmittelbar vor dem Auftreffen Gas wegnehmen, damit kein Sand oder andere Fremdkörper in die Jets gesaugt werden.

Huka Falls vom Boot aus. Huka bedeutet in Maori Schaum.

Auf gerader Strecke erreicht man mit diesen Booten etwa 85 km/h wobei Geschwindigkeit hier nicht das Hauptziel ist.
Der Partytrick ist, dass die drehbaren Jets und der flache Boden es erlauben innerhalb einer extrem kurzen Strecke eine 360 Grad Drehung zu absolvieren.

Da das mit starken Fliehkräften und am Ende der Drehung einem ordentlichen Kontakt mit der eigenen Bugwelle verbunden ist lautet die wichtigste Regel immer festhalten solange das Boot fährt (auch wenn es keine Pirouetten dreht kann es auch so sehr enge Kurvenradien fahren und extreme Richtungswechsel absolvieren).

Dieses Spektakel dauerte etwa 30 Minuten. Dabei wurden alle Mitfahrenden gut eingeweicht aber auch gleich wieder bei 85 km/h Luftgetrocknet.

Die vollständige Fahrt (in zwei Teilen, abzüglich dem Video oberhalb) verlinke ich hier falls jemand interessiert ist.

Ein absolut unvergleichliches und unvergessliches Erlebnis.

Damit hieß es dann auch schon wieder rein ins Auto und weiter im Plan. Das nächste Ziel waren die Tawhai Falls am Rande des Tongariro Nationalparks. Letzterer ist bekannt für einen der Großen Neuseeländischen Walks (eine Reihe von berühmten und herausfordernden Wanderungen die jährlich von zehntausenden Menschen absolviert werden), dem Tongariro Alpine Crossing.

Selbst ohne beleidigten Knöchel wäre mir die Herausforderung etwas zu hoch gewesen (eine ganztägige Wanderung, etwa 20 km über einen Gebirgssattel). Ganz zu schweigen von den logistischen Herausforderungen (sofern man die Wanderung nicht zwei Mal machen will sind Beginn und Ende der Wanderung ein Gebirge bzw gut 30 km mit dem Auto von einander entfernt).

Im Gegensatz dazu sind Tawhai Falls von einem etwas unterdimensionierten Parkplatz aus innerhalb von 15 Minuten zu Fuß erreichbar.

Aber was macht jetzt einen Wasserfall mitten im Nirgendwo so besonders, dass der dafür angelegte Parkplatz (für etwa 10 Autos) komplett voll und die umgebenden Straßenränder nochmal mit etwa 10 Autos zugeparkt sind?

Es ist ein schöner Wasserfall aber die primäre Anziehungskraft liegt im inoffiziellen Namen des Wasserfalls, nämlich Gollum's Pool

Visiting Tawhai Falls / Gollum's Pool in Tongariro National Park, New ...

In Realität ist es dort aber nicht so düster und in Realität existiert der Fels auf dem Gollum steht so nicht. Ich wollte ursprünglich sagen, dass es den Felsen auf dem Gollum steht in Realität nicht gibt aber ein näherer Blick auf mein Foto zeigt, dass ich ihn einfach übersehen habe

Etwas weiter links entsteht die Perspektive mit dem Felsen in hier der Bildmitte vor dem Wasserfall im Hintergrund. Ich bin aber nicht weitergegangen weil Knöchel und rutschige Felsen...

Nachdem dieser Zwischenstopp ebenfalls erfolgreich absolviert war ging es weiter zum Ziel der heutigen Etappe Ohakune. Ein kleiner, verschlafener Ort mit 1000 Einwohnern am Fuße des mächtigen Mount Ruapehu. Mit 2797 Metern der höchste Berg der Nordinsel, der einzige Gletscher der Nordinsel und der größte aktive Vulkan Neuseelands (ich bin mir nicht sicher ob ich das wissen wollte...).

Nach meinem Check-In im Motel ging es noch zu einem letzten geplanten Programmpunkt. Einer Stunde einweichen in den Ohakune Hot Tubs.

Großartiges Konzept: sechs durch Sichtschutz von einander getrennte Edelstahl Wannen, für jede Buchung frisch gefüllt mit reinem Wasser, ohne Chemie, individuell aufgeheizt von einem Holzofen. Dabei obliegt es dem Gast mehr oder weniger Holz nachzulegen und bei zu viel Hitze kaltes Wasser nachzufüllen.

Für meine Familie und alle die mich von Kindheit her kennen, nein ich hab ich nicht gekocht (Hintergründe zu dieser Klarstellung gibt es auf Anfrage).

Und damit sind wir jetzt auch schon wieder beim Verfassen dieser Zeilen angelangt. Gute Nacht miteinander (bzw. guten Morgen für alle daheim gebliebenen).